Über 2 Milliarden Menschen nutzen Whatsapp und machen diesen Messenger damit zu einem Standard. Weltweit ermöglicht die Verbreitung einen ganz bequeme Austausch von Mitteilungen und Daten in vielfältiger Form. Andere Dienste haben es da wesentlich schwerer, selbst wenn sie weniger Anfällig für Datenmissbrauch sind und mit anderen Vorzüge punkten können. Telegramm kommt beispielsweise auf 400 Millionen Nutzer und der selbst von Edward Snowden empfohlene Messenger Signal, der mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und ohne Speicherung der Adressdaten im Klartext auskommt, gerade mal auf 2 Millionen.
Ein Standard hat immer mindestens zwei Seiten. Die eine stellt Bequemlichkeit in den Fokus, die jedoch meistens teuer durch mangelnde Sicherheit erkauft wird. Denn natürlich steckt hinter Whatsapp, Facebook und anderen beliebten Plattformen ein gigantisches Wirtschaftsimperium. Mit Nutzerdaten lässt sich gut Kasse machen.
Gleichzeitig sind Standard-Anwendungen immer lukrativ für Entwickler von Schadsoftware. Einen Trojaner für 2.000.000.000 Anwender zu basteln ist nun mal gut investiert und erleichtert auch andere betrügerische Maschen.
Zum Jahreswechel 2020/2021 meldet sich Whatsapp nun mit einer neuen AGB, der man spätestens im Februar 2021 zustimmen muss. Dass man dies nicht tut erscheint kaum realistisch - eben wegen dem guten Gefühl ein weit verbreitetes Kommunikationsmittel in Händen zu haben. In der Video-Technik hatte sich damals auch VHS gegen dem besseren Beta-Max durchgesetzt, weil der Entwickler einen größeren Markt geschaffen und die Konkurenz im Keim erstickt hatte.
Wir stehen als Nutzer in der Verantwortung. Wir verbreiten über Whatsapp derzeit sämtliche Kontaktdaten, ohne die einzelnen Personen überhaupt um ihre Einwilligung gebeten zu haben. Sicherheit und Datenmissbrauch sind in aller Munde: Wir reden darüber. Doch wenn es darum geht einem Update ultimativ zuzustimmern, mit welchem der Datenhandel noch einfacher wird, scheitert es an der Bequemlichkeit. Der Umstieg auf eine noch nicht weit, aber durch mehr Kontrolle der eigenen Daten empfehlenswerte Technologie wäre jetzt angebracht.
Update (20.01.2021): Inzwischen haben sich Experten (u.a. ein im Internet recht bekannter Anwalt) mit der fraglichen AGB - Änderung beschäftigt. Sie urteilen, dass der kollektive Aufschrei im Prinzip zu spät kommt und die jetzigen Änderungen gar nicht so dramatische Änderungen beinhalten. Dennoch bleiben Fragen offen, ob der versprochene Datenschutz mit dem praktizierten völlig übereinstimmend verläuft.
Wie auch immer: "Whatsapp" hat die Verweigerung zur Zustimmung der angepassten AGB zur Kenntnis genommen, ebenso wie die sprunghaft gestiegenen Downloadzahlen bei alternativen Messenger-Diensten. Die Folge war, dass man nun von der Deatline im Februar abgewichen ist und sich das Thema vorerst erledigt hat.
Bei meinem Ausflug zu Signal musste ich feststellen, dass dieser Messenger von keinen meiner Kontakte verwendet wurde. Innerhalb der wenigen Tage kamen jedoch immer hin schon zwei hinzu. Somit werde ich mich hier weiter herantasten und auf eine Abkehr von Whatsapp zusteuern.