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Kreta 1999

Mein letzter Flug ins sonnige Kreta liegt nun schon wieder einige Monate zurück. Ursprünglich hatte ich für 1999 eine Reise nach Mexiko geplant. Kurzfristig sagte dann der Veranstalter diesen Urlaub ab.

Nach anfänglicher Enttäuschung, war mein neues Ziel ohne lange Überlegung gefunden: Kreta!

Schon einmal war ich vor rund 7 Jahren (1992) dort, verbunden mit meiner ersten Flugreise. Das Programm damals war extrem gut und liebevoll organisiert. Aus gewissen Gründen stand hier kein Geschäftssinn des Veranstalters, der selbst unter den Urlaubern war, im Vordergrund.

Die kretische Reiseleiterin Maria vermittelte einen unglaublich intensiven Eindruck ihrer Heimat. Egal ob es um Mythologie, Geschichte, Architektur, die Pflanzen- oder Tierwelt Kretas ging, Maria zog wohl jeden der Mitreisenden in diesen unbeschreiblichen Bann.

Sätze wie: "Erst sind wir Kreta - und dann Griechen", in denen ein sympathischer Stolz mitschwang, werden mir immer in Erinnerung bleiben!

Mit den Erinnerungen im Gepäck, startete ich nun - nach zwei Stunden Wartezeit auf der Düsseldorfer Startbahn - nach Kreta. Lastminute. Der Urlaubsort Georgioupoli war klar. Aber das Hotel würde ich erst am Flughafen in Heraklion zugewiesen bekommen.

Leider war kein Flieger mehr in den näher gelegenen Bezirk Chania zu bekommen, daher erreichte mein Bus erst am Ende des ersten Urlaubstages meine vorübergehende Heimat. Da ich sowieso viel unterwegs sein wollte, hatte ich mich für ein einfaches Hotel entschieden, mit einer sympathischen, jungen Mannschaft, wie ich dann feststellte. Welch ein Zufall, als ich an der Rezeption auch das Pärchen, welches schon im Flieger neben mir gesessen hatte, wieder traf. Selbst allein reisend, war ich über diese erste schon bestehende Bekanntschaft sehr erfreut.

Der erste Morgen, mein erster Rundgang bei Tageslicht. Es war noch recht stürmisch, am Strand wehten die roten Fahnen, mit denen das Baden untersagt wurde. Keine großen Hotelkomplexe, 100 Meter entfernt die Neue Nationalstraße, die von den typischen Einrichtungen gesäumt war: Tankstelle, Autovermietungen, Tavernen, Kioske und eine Busstation.

Meine erste Fahrt ging per Bus nach Chania, die einzige Präfektur in der ich bisher noch nie war. Der Betrieb war ... beträchtlich. Jetzt, wo ich allein und ohne Reisegruppe unterwegs war, kam mir das Gewimmel der Touristen noch mehr zu Bewusstsein. Fast fühlte ich mich als Eindringling. Wie ertragen die Kreter das nur?

Einige machen sich Luft, was dann auf Wänden und Mauern zu lesen ist. Auf der anderen Seite lebt diese Insel von den Touristen, was natürlich kein Grund für rücksichtsloses Benehmen sein darf.

Besonders interessant fand ich den sternförmigen Markt in Chania, wo einem alle paar Meter ein neuer Duft in die Nase steigt. Die verwinkelten Straßen ließen mich nach einer Weile die Orientierung verlieren. Das war dann für mich Anlass eine Straßenkarte zu erwerben und den Inhaber des Lädchens gleich nach dem Weg zum Busbahnhof zu fragen. Die Verständigung klappte, wozu hat man Hände und Füße?

Bevor ich mir ein Fahrzeug mietete, unternahm ich zunächst noch einige Ausflüge mit dem Linienbus, wobei das Busfahren auf Kreta wirklich seine spannenden Momente hat! Aber dazu komme ich noch später. Typisch für Griechenland (habe ich so auch auf Rhodos und Kos gesehen) sind die Konstruktionen der Häuser, bei deren Bau man sich zum Teil sehr viel Zeit lässt.

Rethymnon

Besuchenswert empfand ich Rethymnon, in der gleichnamigen und zugleich kleinsten Präfektur Kretas. Die vielen Fremdherrschaften haben ihre Spuren hinterlassen. Das so viele türkische Bauwerke erhalten geblieben sind erstaunte mich bei dem gespannten Verhältnis. (Ich denke mal nur an die Russen, die nach der Übernahme ehemals deutscher Gebiete dort alles zerstörten, was noch an die verhassten Feinde erinnerte.) Als ich am venezianischen Hafen entlang schlenderte, waren die Besitzer der vielen Lokalitäten gerade beim Aufbau. Bei dieser normalen Betriebsamkeit, war es hier zur frühen Tageszeit noch angenehm und ich sammelte meine Eindrücke.

Wie ich dann nachlas, hatten die Venezianer aus gutem Grunde auf einen gut ausgebauten Hafen verzichtet. Die Fortessa war, weil das Geld fehlte, nur eine unvollkommene Verteidigungsanlage geworden. Ein hochentwickelter Hafen wäre für Eroberer ein zusätzlicher Anreiz gewesen. Wie der türkische Leuchtturm beweist, ist es nicht bei der Sorge geblieben.

Schön war auch der Anblick vom Wasser aus, was ich bei einer Bootsfahrt feststellen konnte. Auf der gleichen Tour konnte ich ebenfalls eine ehemalige Piratenhöhle bewundern, die nur mit einem Boot zu erreichen ist.

Wenn man den wimmelnden Gassen noch einen gewissen Reiz abgewinnen kann (auf Video habe ich ein wunderschönes Verkehrschaos in einer eben solchen winzigen Gasse) und beim Bummeln keine Langeweile aufkommt, so hat mir der Strand von Rethymno absolut nicht gefallen. Von Gemütlichkeit keine Spur. Überzeugte Sonnenanbeter mögen mir diese Wertung verzeihen.

Inzwischen hatte ich unter den Autovermietungen verglichen und mietete mir für vier Tage einen Wagen. Diese Zeit hatte ich auch genutzt um mich mit dem Betrieb auf den Straßen anzufreunden, sowie Ziele auszuwählen. Dabei mied ich die Stadtzentren, meiner Nerven wegen.

Eines meiner ersten Ziele war die Imbros Schlucht, allerdings fand ich diese erst am zweiten Auto-Tag. 8 km lang ist diese mit zahlreichen Zypressen bewachsene Schlucht, die sich im Nomos Chania befindet. Während der Türkenherrschaft wurden die Höhlen der Imbros-Schlucht von Müttern mit ihren Kindern als Verstecke genutzt. Doch meist, wenn die Türken an diesen vorbei kamen, schrie ein Kind. Mutter und Kind wurden getötet. - So erzählte es ein Kreter.

Im Hotel waren wir inzwischen dahinter gekommen, was das für ein eigenartiger Geschmack war, der jeder Speise anhaftete: Dill. Die Köchin musste in diesem Kraut ein wahres Allzweckmittel sehen und hinter der Hotelanlage war dann auch ein entsprechend üppiger Garten. Zum Glück gab es immer ein reichhaltiges Buffet mit kretischem Frischgemüse, denn die Küche war zum Teil wirklich grausam.

Preveli

Wieder mal im Bezirk Rethymnon unterwegs, war ich neugierig, als mehrere Autos einen steilen Weg hinabfuhren. Unten angekommen bezahlte ich die Parkgebühr, ohne überhaupt etwas über den Ort zu wissen. Die übrigen Leute hatten Badesachen bzw. Wanderausrüstungen dabei. Erst später habe ich heraus gefunden, dass es sich um den Palmenstrand von Preveli handelte, wobei der Name auf das Kloster zurückzuführen ist. Dieses war lange Zeit eine bedeutende soziale Anlage und auch als Zufluchtsort der Freiheitskämpfer geschichtsträchtig.

Der erste Ausblick hinab war schon beinahe die 500 Drachme wert. Der Abstieg endete am Strand, wo ich mir die ungewöhnlich üppige Vegetation genauer ansah. Etwas überrascht war ich dann, als ich das Flussufer erreichte und darauf ein Paddelboot erblickte.

Arkádi und Iraklio

Arkádi, eines der Nationalheiligtümer in der Präfektur Rethymno, war eines meiner ausgesuchten Ziele. Zum Glück waren gerade keine Ausflugsbusse dort, die Besichtigung konnte also ungestört erfolgen, abgesehen von dem Lärm der Baustelle. Prächtig ist der Innenraum der Hauptkirche, was der äußere Schein nicht vermuten lässt.

Von der Südseite kommend, erreichte ich Iraklion, wo zunächst eine ganze Batterie Gewächshäuser zu sehen war. Dort werden u.a. Tomaten, Gurken aber auch kretische Rosen gezogen. Der Anblick von Iraklion ist nun wirklich keinen längeren Aufenthalt wert. Viel Müll lag herum. Kein Vergleich zu den alten, dafür jedoch gepflegten kleinen Ortschaften, von denen man im Laufe einer Autofahrt zahlreiche bewundern kann.

Samaria - Schlucht

Eine meiner letzten Ausflüge brachte mich schließlich zur Samaria Schlucht. Die Fahrt hinauf zu den Weißen Bergen war ein Erlebnis. Die Schönheit und vielen Gesichter der Insel wurde mal wieder deutlich und kann hier nicht angemessen dargestellt werden. Der Eingang zur Schlucht befindet sich auf der Ómalos-Hochebene.

Natürlich ist dieser Ort ein ziemlicher Touristenmagnet. Doch wenn man ein gewisses Tempo beibehält, bleiben einige beschauliche Augenblicke, in denen man den Kontrast zwischen den grauen Felsen, den vielfältigen Pflanzen, sowie dem Fluss Taräus in sich aufnehmen kann.

Zwischendurch gibt es immer wieder die Gelegenheit, seine Wasserflasche aufzufüllen, verdursten wird in dieser Schlucht sicher keiner. Die Quelle Nerutsiko liegt übrigens unter einer Platane, zu der man etwa eineinhalb Stunden unterwegs ist.

Wer schon einmal die Samaria Schlucht durchwandert hat wird auch den Platz mit den vielen Steinmännchen kennen. Mir ist bis heute nicht bekannt, ob es damit eine besondere Bewandtnis hat.

Es gibt zur Samaria-Schlucht eine umfassende und schön gemachte Web-Site, die mittels Suchmaschine leicht zu fuinden ist. Geschichte wie auch Landschaft kommen darin nicht zu kurz und stimmen somit auf eine Wanderung durch dieses 13 Kilometer lange Naturereignis ein.

Je nach Quelle und Betrachtungsweise gibt es im Übrigen unterschiedliche Angaben zur Länge der Schlucht. Zur Wanderung muss man stets auch den Weg zwischen dem eigentlichen Ausgang und dem Ort Agia Roumeli hinzurechnen.

Samaria war die Strapazen wert!

Panorama der Berge beim Eingang zur Schlucht

Abschiedsabend

Der Abschiedsabend endete an der Poolbar, wo inzwischen eine angenehme Vertrautheit herrschte. Raki und Ouzo steckten mir noch während der Fahrt zum Flughafen, am nächsten Morgen, in den Knochen. Das war wohl auch der Grund für die Feststellung in der Abflughalle: in meiner Hosentasche befand sich noch der Zimmerschlüssel, den ich natürlich von Deutschland aus dem Hotel zugeschickt habe.

Der Rückblick auf die neuen Eindrücke und die auf Kreta kennen gelernten Menschen, hat mich auch nach dieser zweiten Reise noch lange begeistert. Immer wieder schaue ich mir die auf Film und Foto gemachten Aufnahmen an. Mit Sicherheit war dies nicht mein letzter Flug dorthin. 

Kreta ist unübertroffen!