Es war nur der Anfang. Die Nordsee ist zu einer festen Größe geworden, die aus mehreren Gründen von Livia und mir immer wieder angesteuert wird. Das Wesentliche steht bereits in den beiden vorhergehenden Beiträgen und hat sich nicht geändert.
Inzwischen haben wir unsere "Zelte" zum zweiten mal in Dorum-Neufeld aufgeschlagen. Das es im Mai 2020 tatsächlich noch zu realisieren sein würde, war kurz zuvor nicht absehbar. Denn auf Grund der Corona-Krise herrschten Reiseverbote. Zumindest waren die Unterkünfte, Restaurants und diverse andere Einrichtungen behördlich geschlossen.
Vom 24. bis 31. Mai 2020 buchten wir kurzfristig, es hatte eine Lockerung gegeben, im Haus Amrun und damit drei Tage kürzer als noch Anfang des Jahres beabsichtigt.
Die ersten Meter in Richtung Urlaub rollten wir um 11:18 Uhr. Hinten brummte leise die Kühlbox, vorne spielte Musik vom USB-Stick und dazwische genossen wir eine staulose Fahrt. Baustellen gab es natürlich. Nervig waren allerdings nur die häufigen Geschwindigkeitsänderungen. Die Erinnerung an einen Motoradfahrer möchte ich noch einschieben. In Jeans und mit im Rücken hochgerutschten Shirt, bretterte er links vorbei.
Bis auf eine kurze Toiletten- und Bewegungspause, bewältigten wir die Strecke in einem Rutsch. Um 15:20 Uhr standen wir vor auf dem Parkplatz unseres Vermieters, wo hinter dem Blechschild ein Schlüssel-Safe angebracht war. Wenige Minuten später betraten wir die Wohnung, die uns mit einem (Vanille?) Duft empfing und auch sonst einen sauberen, gepflegten Eindruck machte.
Nachdem Livia und ich die Unterkunft bezogen und Kaffee getrunken hatten, standen wir schon bald vor dem Restaurant Mykonos, wo wir bereits vor ein paar Tagen einen Tisch reserviert hatten. "Corona-Masken" hatte Livia vor unserem Urlaub noch genäht, so dass wir gut gerüstet waren.
Mit Ausnahme des Ouzo,verzichteten wir heute Abend auf Alkohol. Umso üppiger (und lecker!) waren die Speisen, die wir genossen. Um der Corona-Verordnung Genüge zu tun, wurden wir noch zum Ausfüllen eines Formulars angehalten, in dem nach Name und Anschrift gefragt wurde. Bereits jetzt reservierten wir für einen weiteren Tag, an dem die Daten dann offenbar um eben diesen Besuchszeitraum ergänzt wurden.
Am Kutterhafen von Dorum-Neufeld war der Weg zum Leuchtturm Overebersand mit vielen Exemplaren des Dunklen Goldafter bedeckt. Mein "alter" Freund Alex half mir hier bei der Recherche.
Unseren weiteren Vormarsch brachen wir an dieser Stelle erst mal ab. Dies hatte allerdings eine andere Ursache, die sich in schmerzlicher Form bei Livia manifestierte: ein Krampf machte jeden ihrer Schritte zur Qual. - Zum Glück besserte es sich schnell, wodurch die übrige Zeit unbelastet verlief.
Das Wremer-Tief haben wir heute über eine neue Route angesteuert. Diese führte direkt am Deich entlang und ließ die Kirche von Wremen von Weiten auf der linken Seite in den Blick wandern. Fast herbstlich zeigte sich das Wetter. Mit Jacke war es auszuhalten und irgendwie rechnete man allseits mit einsetzenden Regen - tatsächlich gab es diesen jedoch nur in einzelnen, feinen Tropfen.
Vorort informierten wir uns heute über die Vermietung der Strandkörbe, für die eine Tagespauschale von 7 Euro verlangt wird. Eingeplant hatten wir dies für Mittwoch.
Die Buden am Wremer-Tief waren, bei geringen Besucherzahlen, geöffnet und am Fundament des Kleinen Preußen wurde gearbeitet.
Wremen verließen wir, nicht ohne obligatorisch beim Kunst & Keramik - Verkauf am Ortsausgang anzuhalten. Einige Kleinigkeiten wurden erworben, um auch zu Hause immer wieder zurückdenken zu können.
Den Deichbäcker in Dorum-Neufeld durfte man, auf Grund der Enge, nur einzeln und mit Mund-Nasenschutz betreten. Preislich und auch qualitativ, bewegt sich hier alles auf hohen Niveau...
Beim Kutterhafen waren die Abstände deutlich markiert und Masken brauchten nicht verwendet zu werden. Hier unterschied sich der Betrieb deutlich vom Wremer-Tief, wo sich der Schutz bereits obligatorisch eingebürgert hat.
An Peters Fischkombüse, wo wir zu fairen Preisen Bismark-Fischbrötchen mitnahmen, hieß es bezüglich der Abstandsregel: "Wer sich nicht daran hält, bekommt einen Tritt in den Hintern!"
Dienstag, der 3. Tag - "Die Rotzunge oder Limande ist ein rechtsäugiger Plattfisch mit breit-ovalem Körper, kleinem Kopf und kleiner Mundöffnung. Er ist ein hochwertiger Speisefisch." (Wikipedia)
Brötchen vom Deichbäcker, Eier vom Kasselberger Hühnerhof (Köln), nicht zu vergessen dampfender Kaffee - das bildete die Grundlage für unser Frühstück, während dem wir schon wieder über die Pläne für den Tag plauderten.
Gestern hatte ich noch in De Koffiestuv angerufen und für heute einen Tisch freihalten lassen. Vorher bogen wir aber noch links ab und statteten dem Kiosk zwischen Mykonos und dem unscheinbaren Mini-Edeka einen Besuch ab. Livia entschied sich für zwei Haarbänder mit Anker-Motiven und ich mich für ein paar Karten.
In De Koffiestuv erwartete man uns um 13 Uhr und ließ uns, trotz bzw. gerade wegen der Masken, hinein. Ähnlich wie am Abend zuvor, wurde auch hier ein Datenbogen bereitgehalten, auf dem wir unsere Angaben machten.
Dann kam schon bald unsere Bestellung. Limandes - Gärtnerin Art schmeckte uns hervorragend und fand seine Abrundung im erfrischenden Alster (Radler mit Zitronenlimonade).
Stets zog es uns wieder zum Obereversand, so auch nach dem leckeren Essen. Diesesmal kamen wir wirklich nahe heran und wurden nicht, wie noch im letzten Jahr, von einem Bauzaun aufgehalten. Erst unmittelbar vor der oberen Plattform, im Übergang von Treppenturm zum eigentlichen Leuchtturm, versperrte ein eisernes Tor den weiteren Weg. Der Grund lässt sich mit einem Wort beschreiben: Corona.
Immerhin. Ein neuer Blick eröffnet sich über Dorum-Neufeld, seinem Kutterhafen und dem Wattenmeer, welches gerade wieder auf die Rückkehr von Ebbe zur Flut wartete. Nachfolgend ein paar Impressionen.
Bei einem Glas Rotwein klang der Tag später aus. Manches hatten wir von zu Hause mitgebracht, so dass nur alle paar Tage mal ein kleiner Einkauf in Dorum nötig wurde.
Erneut fuhren wir bei den Alpakas vorbei, die hier auf einem Hof gehalten werden und wieder war Wremen das Ziel, wo wir vor dem Gästezentrum parkten.
Die Kurkarte verschaffte uns einen kleinen Preisvorteil, so dass uns Strandkorb Nr. 214 nur 7 Euro kostete. Der Urlaubstag war "gerettet". Die Ruhe und der Blick auf das Watt waren himmlisch. Einzelne Wattspaziergänger waren zu sehen und später, als das Wasser nach und nach zurückkam, boten auch Kite-Surfer, die zwischen Wasser und Himmel dahin huschten, eine eindrucksvolle Show.
Zur vorgerückten Mittagszeit machte ich mich auf zu den "Buden". Seit unserem ersten Besuch von Wremen, haben wir einen Imbiss besonders ins Herz geschlossen. Die Fischbrötchen waren lecker, herzhaft belegt. In die Corona-Liste musste ich mich nicht eintragen, weil diese nur für den Vorort-Verzehr nötig ist.
Vier Gebäckthaler nahm ich zur Abrundung vom Bäcker-Wagen mit und legte den zweiten Teil meines Rundgangs zurück. Unterwegs war Gelegenheit für einige Foto- und Filmaufnahmen.
Vom Watt war inzwischen nicht mehr viel zu sehen: Die Flut hatte sich den größten Teil zurückerobert. Die Fischer- und Krabben-Kutter vom Wremer-Hafen konnten diesen wieder verlassen. Sie tasteten sich, zunächst noch behutsam, entlang der Fahrrinne ins Meer hinaus. Von links kam das erste Kontainerschiff die Wesermündung von Bremerhaven aus herunter, angeführt von einem Lotsen.
Nur die wenigsten Strandkörbe waren belegt. Bei den Imbiss-Buden hatte es ebenfalls, in diesen Fall traurig, ausgesehen. Aus Unternehmerischer Sicht war zumindest dieser Tag sicher kein guter. Die Menschen die unterwegs waren, genossen diesen dagegen sichtlich. Was hier eindeutig nicht fehlte, war die häufig miese und unsoziale Stimmung, die täglich auf Plattformen wie Facebook zu finden ist.
Mit einer kleinen Verpflegung in der Kühlbox, ging es heute nach Bremerhaven. Erstes Ziel: die Packhalle IV, wo sich u.a. die Laden-/Gastronomiezeile befindet. Ausflüge zu Wasser sind unter normalen Umständen ebenfalls von hier aus möglich.
Leider fand ich in Bremerhaven nicht die gewünschte Mütze, die auch bei stürmischem Wetter treu zum Kopf ist. So muss ich eben weiter suchen.
Livia und ich schlenderten "um den Block", wobei gleichermaßen kräftiger Wind und UV reiche Sonnenstrahlen ständige Begleiter waren.
Nach dem Rundgang und Imbiss im eigenen Auto, fuhren wir weiter zum Zoo am Meer und Deutschen Auswandererhaus. Am Rande war dort ein Riesenrad aufgebaut, mit Preisen von 3-4 € je Kind, bzw. Erwachsenen. Mehr als eine Gondel war nicht belegt.
Wir schlenderten weiter, betrachteten die zahlreichen Ausstellungsstücke, Schiffe und Gebäude. Der Liegeplatz der Seute Deern bestand aus einer eingezäunten Baustelle. Diese war mit Bannern ausstaffiert, auf denen die lange Geschichte des Schiffes nachzulesen ist. Drama, Hoffnung und letztlich doch Verzweiflung über das museale Schiff reichen über viele Jahrzehnte und haben nun anscheinend ein trauriges Ende gefunden. Von enormen Geldbeträgen ist zu lesen. Die Frage wird aufgeworfen, welchen Wert der Erhalt unserer kulturellen Werke haben darf. Auf der anderen Seite sollte bedacht sein, was aus unserer Zeit überhaupt überdauern wird. Sind es Giftmülldeponien und Schrottplätze oder Monumente, wie etwa die Ägyptischen Pyramiden, die auch weit nach ihrer Erbauung für Bewunderung sorgen?
Eine Woche Urlaub, da muss die Entspannung an oberster Stelle stehen. Gestern waren wir daher noch einmal am Strand von Wremen. Erneut entschieden wir uns für den Korb Nr. 214.
Doch hier sind wir nun bereits beim 30.05.2020, dem Samstag und Tag vor der Abreise. Es gab heute noch einen guten Grund, um noch einmal Wremen anzusteuern. Vermutlich wird es bei einen unserer nächsten Urlaube wieder hierhin gehen. Livia hatte zwei Unterkünfte entdeckt, die einen einladenden Eindruck vermitteln.
Das Abschiedsessen im Mykonos war wunderbar. Auf eine Vorspeise verzichteten wir, nicht aber auf Wein: Livia wählte weißen und ich roten Imiglykos. Dazu wählte jeder seinen Grillteller und später folgte noch eine Nachspeise aus Griechischen Joghurt mit Honig - für Livia zusätzlich mit Halva.
Vor dem Restaurantbesuch hatte Livia noch eine nette Begegnung im Shop nebenan. Dort erwarb sie ein Tuch, oder sollte ich lieber sage: das Tuch, nach dem sie zuvor gesucht hatte. Sie kam dabei mit der Verkäuferin ins Gespräch.
Mit einem Aufenthalt am Deich rundeten wir den Abend und unseren Urlaub an der Nordsee ab. Die Abendsonne zeichnete ein herrliches Bild, dass wir wie immer in uns aufsogen.
Tschüs hat sich in Norddeutschland allmählich aus dem bis in die 1940er-Jahre üblichen atschüs entwickelt und findet sich inzwischen – in weitaus stärkerem Ausmaß als die Begrüßung moin – zunehmend auch im hochdeutschen (oberdeutschen) Sprachraum. Besonders im Ostseeraum wird überdies die Form tschüssing verwendet; im Rheinland ist auch die Form tschö, in Schleswig-Holstein die Variante tüüs verbreitet und in weiten Teilen des östlichen Deutschlands auch tschüssi neben anderen Abschiedsformeln. Tschüs ist dabei ähnlich wie Hallo keineswegs respektlos-umgangssprachlich und ist in allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen gebräuchlich.
(Quelle: Wikipedia)